Alle Menschen, die mit alten Menschen arbeiten, üben Macht aus. Das gilt in der familiären Begleitung ebenso wie in der institutionellen Pflege. Das zeigt sich in Bereichen der Hauswirtschaft, der sozialen Arbeit, der Altenpflege, der Verwaltung … – überall.
Die andere Seite der Macht ist die Ohnmacht. Sie finden wir vor allen Dingen bei alten Menschen. Sie können oft nicht mehr entscheiden, wo und wie sie leben, was sie essen, ob sie über Geld verfügen können, manchmal sogar, was sie anziehen … usw.. Sie sind bei vielen Tätigkeiten im Alltag auf Unterstützung angewiesen. Diese Unterstützung wird in der Regel als positiv erfahren, doch ist immer auch ein Hinweis auf die eigene Ohnmacht.
Doch auch die Pflegenden und andere, die die Menschen begleiten, sind oft ohnmächtig. Oft können sie die Menschen, die sie begleiten, nicht erreichen und fühlen sich oft nicht verstanden. Eine Tochter, die von der Mutter nicht mehr wiedererkannt wird, fühlt sich ohnmächtig. Genauso der Sohn, der vom alten, dementen Vater schikaniert wird. Auch in der ambulanten oder stationären Pflege sind Mitarbeiter/innen oft ohnmächtig, wenn sie dem alten Menschen in ihrer Krankheit oder dem Sterben zusehen müssen.
Auch Angehörige können Macht ausüben. Nicht nur, wenn sie ein Altenheim verklagen oder damit drohen, sondern auch durch Blicke und böse Worte.
Die Macht aller Beteiligten kann offen sein. Sie kann aber auch versteckt sein. Auch etwas zu unterlassen ist Machtausübung, beeinflusst andere Menschen in ihrem Leben und Verhalten.
Wichtig ist, solche Machtausübungen nicht zu tabuisieren und so zu tun, als wäre die Altenhilfe ein machtfreier Raum. Nein, sie ist Macht, in ihr existiert Macht wie in jedem Lebensbereich. Wir müssen hinschauen und die Art und Weise von Machtausübungen ernst nehmen.
Der Beitrag Macht und Ohnmacht in der Altenpflege, Teil 1: Macht und Ohnmacht erschien zuerst auf Alter und Würde.