Einen Tag, nachdem Frau C. in das Altenheim eingezogen ist, beginnt sie zu schreien. „Ich will hier raus! Die sperren mich ein! Ich habe doch nichts verbrochen! Ich will hier raus!“
Sie ist nicht zu beruhigen und wandert ruhelos auf und ab. Ihre Unruhe steckt andere Bewohnerinnen und Bewohner an …
Von der Tochter erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Mutter ist ihr ganzes Leben lang auf Wanderschaft gewesen. Ich glaube, sie hat es nie länger als zwei Jahre an einem Ort ausgehalten. Immer, wenn sie anfing, heimisch zu werden, musste sie wieder los.“
Frau C. konnte geholfen werden, indem man sie in den Garten der Einrichtung führte und ihr außerhalb des Hauses und dann auch innerhalb viele Wege zeigte, die sie gehen konnte.
Frau C. hatte als Jugendliche ihre Heimat verloren und war nie mehr an einem Ort heimisch geworden. Sie hatte einen großen Flüchtlingstreck mitgemacht, auf dem es hieß: „Immer weiter, immer weiter!“ Dieses „Immer weiter“ prägte ihr ganzes Leben. Diese Ruhelosigkeit, dieses Nicht-Heimisch-Werden, hat sie mit manch anderen Menschen ihrer Generationen gemeinsam, die Flucht und Vertreibung erleben mussten.
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