Da meistens Frauen Adressatinnen von Rohheit und Gewalt sind, braucht es männliche Solidarität v. a. für die Opfer sexueller Übergriffe. Wenn ein alter Mensch einer weiblichen Pflegekraft sexuelle Gewalt angetan hat, dann verstehen wir unter professioneller Solidarität, dass ein männlicher Mitarbeiter seine Kollegin unterstützt, zu der gewalttätigen Person hingeht und sagt: „Das machen Sie nie mehr mit meiner Kollegin, nie mehr. Sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.“
Das ist eine Einschüchterung, die zumeist wirkt. Wenn Männer pflegende Frauen als Objekte behandeln und sie nicht oder zu wenig ernst nehmen, dann brauchen Sie den Druck von Männern. Es ist bedauerlich, dass das so ist und sein muss – aber Realität.
Genauso kann es sein, dass die männlichen Pfleger Solidarität ihrer Kolleg/innen gebrauchen können. Wenn sie z. B. beschämt, verhöhnt, „angemacht“ oder zu Unrecht beschuldigt werden. Jeder Pfleger, mit dem wir vertrauensvoll reden konnten, hat uns von ähnlichen Erfahrungen berichtet. Ent-Tabuisierung und Null-Toleranz tun auch hier Not.
Siehe auch das Buch von:
Udo Baer, Gabriele Frick-Baer, Gitta Alandt: Wenn alte Menschen aggressiv werden Rat für Pflegende und Angehörige, BELTZ Verlag, ISBN: 978-3-407-85986-0
Der Beitrag Auch bösartige Menschen werden alt – was tun? Teil 8: Männliche und weibliche Solidarität erschien zuerst auf Alter und Würde.