Wer krank ist, hat oft Schuldgefühle. Schuldgefühle sind häufig die große Schwester der Schamgefühle. Wer eine Demenz-Diagnose hört, hat häufig Schuldgefühle, anderen zur Last zu fallen. Um damit umgehen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass bei den Menschen Schuldgefühle und Schuld nicht immer zusammengehören. Es gibt viele Menschen, die schuldig sind, aber keine Schuldgefühle haben. Auf der anderen Seite gibt es die Schuldgefühle der Opfer, die sich schuldig fühlen, ohne Schuld zu haben.
Bei einer Demenz-Diagnose können Sie davon ausgehen, dass gemeinsam mit der Diagnose Schuldgefühle den Raum betreten. Die betroffenen Menschen fühlen sich schuldig, der Familie zur Last zu fallen, wie schon erwähnt. Die Familie fühlt sich oft schuldig, die Demenz nicht verhindert zu haben, oder fühlt sich schuldig, die erkrankte Person nicht genug unterstützen zu können. Oft entsteht aus solchen potentiellen und realen Schuldgefühlen das Versprechen: „Du musst nie ins Heim. Dafür werden wir sorgen!“
Dieses Versprechen ist gut gemeint, aber dennoch töricht, weil es oft nicht zu halten ist. Man kann versprechen, dass Menschen möglichst lange zu Hause gepflegt und begleitet werden. Doch es kann immer Situationen geben, in denen erkrankte Menschen sich und andere gefährden, sodass eine andere Unterbringung notwendig ist. Hat man vorher dieses Versprechen gegeben: „Du darfst immer zu Hause bleiben“, dann sind die Schuldgefühle, wenn dieses Versprechen nicht gehalten werden kann, umso größer.
Der Beitrag Der Diagnoseschock. Wie die Demenz-Diagnose Familienbeziehungen durcheinanderwirbelt und was dann helfen kann, Teil 7: Schuldgefühle erschien zuerst auf Alter und Würde.